Fehlendes Wort oder Satzzeichen

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Fehlende Wörter oder Satzzeichen können durch die HerausgeberInnen ergänzt werden. Diese Ergänzungen werden mit <supplied> ausgezeichnet. Dabei wird die Wahrscheinlichkeit angegeben, mit der diese Ergänzung zutrifft.

Die Ergänzung von fehlenden Wörtern oder Satzzeichen ist zu unterscheiden von der Ergänzung (auch: Auflösung) abgekürzter Wörter.

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Ergänzungen werden auf Ebene von einzelnen Buchstaben, Satzzeichen bis hin zu ganzen Wörtern vorgenommen.

Bei fehlenden Buchstaben wird abgewogen zwischen einer Ergänzung einzelner Zeichen und einer Korrektur des gesamten Wortes. Besonders am Wortende ist die Ergänzung des einzelnen Buchstabens zu bevorzugen. Sie erfolgt nicht bei Personen- oder Ortsnamen, da in diesem Falle auf den Normeintrag im Register verwiesen wird.

Die Ergänzung fehlender Satzzeichen erfolgt nur dann, wenn sie die Lesbarkeit des Textes erheblich unterstützt, nicht aber bloß, weil es syntaktisch oder orthographisch angezeigt wäre. Am Ende eines jeden syntaktisch vollständigen Satzes wird ein Punkt ergänzt. Dies dient vor allem der erhöhten Lesbarkeit des Textes in der Lesefassung.

Alexander von Humboldt: Fragment des Sibirischen Reise-Journals 1829, Bl. 7r


Mya<supplied cert="high">,</supplied> <choice>
                        <abbr>Tellin</abbr>
                        <expan>Tellina</expan>
                    </choice>. Fucus [...]

Supplierte Zeichen werden im Gegensatz zur Auflösung von Abkürzungen bereits im Kritischen Text innerhalb eckiger Klammern angezeigt, im Lesetext werden sie ohne Hevorhebung in den Fließtext übernommen.

Alexander von Humboldt: Fragment des Sibirischen Reise-Journals 1829, Bl. 7r - Webansicht (Kritischer Text)


Alexander von Humboldt: Fragment des Sibirischen Reise-Journals 1829, Bl. 7r - Webansicht (Lesetext)


Einen Sonderfall bei der Ergänzung fehlender Satzzeichen stellen Sätze ohne Satzzeichen am Ende dar, die nicht klar als Frage oder Aussage zu identifizieren sind, wie im folgenden Beispiel, in dem der Satz „Wollen Sie nicht beiliegende französische Bücher, die ich eben von Paris bekomme, durchsehen und medizinischen Freunden schenken“ ohne Satzzeichen im Manuskript vorliegt:

Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830], Bl. 1r – „Wollen Sie nicht beiliegende französische Bücher, die ich eben von Paris bekomme, durchsehen und medizinischen Freunden schenken“


In Fällen wie diesen wird eine Einzelfallentscheidung getroffen zwischen zwei möglichen Optionen:
  • Fragezeichen am Ende des Satzes, da es sich um eine Frage handelt:
    schenken<supplied cert="high">?</supplied>
  • Punkt am Ende des Satzes, da eine implizite Aufforderung vorliegt:
    schenken<supplied cert="high">.</supplied>

Im vorliegendem Fall wird der Satz als implizite Aufforderung gedeutet und nicht als Frage, und daher ein Punkt am Ende des Satzes ergänzt:

Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830], Bl. 1r – Webansicht (Kritischer Text)

Bei Satzzeichen in mehrheitlich französischen Texten wird stillschweigend auf die Ergänzung eines Leerzeichens vor Doppelpunkt, Semikolon, Frage- oder Ausrufezeichen verzichtet. Eine Setzung suggeriert eine klar nachvollziehbare Schreibhandlung, die aufgrund des Schriftbildes aber nicht plausibel wäre. Zudem würde durch die häufigen Sprachwechsel bei Humboldt eine den Regeln der französischen Typografie folgende Kodierung mit deutlich erhöhtem Arbeitsaufwand einhergehen.

Die Ergänzung von Wörtern wird nur dann vorgenommen, wenn das Satzgefüge eine Vervollständigung offensichtlich macht. Ganze Wörter werden mit Bedacht ergänzt, da sie einen starken Eingriff in die Textkonstitution darstellen. Das Wort wird am Ende der Zeile ergänzt, auch wenn es in der Textvorlage nicht mehr in die Zeile passen würde. Der Zeilenumbruch wird in diesen Fällen stets nach der Ergänzung eingefügt.

Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830], Bl. 1r – „Ich habe so eben ein sehr freundliches Antwortschreiben von Minister Altenstein über Ihre Reise.“


Ich habe so eben ein sehr freundliches Antwortschreiben von Minister 
 Altenstein über Ihre Reise <supplied cert="high">erhalten</supplied>.
Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830], Bl. 1r – Webansicht (Kritischer Text)


Alexander von Humboldt an Franz Julius Ferdinand Meyen. [Berlin], Mittwoch, [Anfang 1830], Bl. 1r – Webansicht (Lesetext)


Bedienung

In der Werkzeugleiste steht die Funktion „fehlendes Wort oder Satzzeichen, durch den Herausgeber ergänzt“ unter dem Symbol zur Verfügung. Die Ergänzung kann entweder zuerst transkribiert und anschließend markiert und über besagte Funktion ausgezeichnet, oder zuerst die Funktion ausgewählt und die Ergänzung eingetragen werden. In beiden Fällen wird zudem die „Wahrscheinlichkeit dass Ergänzung zutrifft“ abgefragt, die als „hoch“ oder „niedrig“ angegeben werden muss.

Kodierung

Ergänzungen von fehlenden Satzzeichen oder ganzen Wörtern werden mit <supplied> gekennzeichnet.

Dabei drückt der Attributwert für @cert (certainty) aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Ergänzung richtig ist:

Wert Definition
low niedrig
high hoch
ist die ehrwürdige <supplied cert="high">Mineralogie</supplied> ganz